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das märchen der traurigkeit
#1
Es war eine kleine Frau, die den staubigen Weg entlangkam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: 'Wer bist du?' Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. 'Ich? Ich bin die Traurigkeit', flüsterte die Stimme stockend und so leise, daß Sie kaum zu hören war. 'Ach, die Traurigkeit!' rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen. 'Du kennst mich?' fragte die Traurigkeit mißtrauisch. 'Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast Du mich ein Stück des Weges begleitet.'
'Ja, aber ...', argwöhnte die Traurigkeit, warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?' 'Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, daß du jeden Flüchtling einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?' ' Ich ... ich bin traurig', antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme. Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr.
'Traurig bist du also', sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. 'Erzähl mir doch, was dich bedrückt.' Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. 'Ach, weißt du', begann sie zögernd und äußerst verwundert, 'es ist so, daß mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest.' Die Traurigkeit schluckte schwer. 'Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muß sich nur zusammenreißen. Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen.'
'Oh ja', bestätigte die alte Frau, 'solche Menschen sind mir schon oft begegnet.'
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. 'Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zuläßt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, daß ich ihnen dabei helfe. Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lächeln über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicker Panzer aus Bitterkeit zu.' Die Traurigkeit schwieg.
Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt. Die kleine alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. 'Weine nur, Traurigkeit', flüsterte sie liebevoll, 'ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr allein wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt.' Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und beobachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: 'Aber ... aber - wer bist eigentlich du?'
'Ich?' sagte die kleine alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen.
[red]'Ich bin die Hoffnung."[/red]
Ich wurde geboren, ohne es zu wollen.
Ich werde sterben, ohne es zu wollen.
So lasst mich wenigstens so leben wie ich will!
-----
ich bin für das verantwortlich was ich schreibe
nicht das was du da raus liest!!
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#2
hallo, tina...

wow...
na das geht ja unter die haut... echt klasse
gefällt mir sehr... und hat ja soviel wahres!

netter gruß

wolff
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#3
..danke Tina! Schön, dass es trotz
aller Traurigkeit noch die Hoffnung
gibt..... FTC
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#4
Das Licht am Ende des Tunnels ist meistens eine Leuchttafel, auf der "Kein Ausgang" steht.
Es ist leichter, sich neue Schwierigkeiten einzuhandeln, als die alten zu lösen.....
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#5
hi subsurfing

ich seh das so:

es geht immer irgendwo wieder
ne tür auf

snoopy Wink

PS: tina, schöne geschichte
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#6
dankeschön ihr lieben.. ich seh das auch so, das immerwieder irgendwo eine tür aufgeht und es weitergeht..immer schön::

[P][red]think positiv[/red][/P]
Ich wurde geboren, ohne es zu wollen.
Ich werde sterben, ohne es zu wollen.
So lasst mich wenigstens so leben wie ich will!
-----
ich bin für das verantwortlich was ich schreibe
nicht das was du da raus liest!!
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#7
..und eine Stimme sprach zu mir:
"sei dankbar und zufrieden, denn es
könnte schlimmer kommen....."
Ich war dankbar und zufrieden.....und es kam schlimmer..... FTC
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#8
hinter der tür, welche dann aufgeht,
geht es doch meist steil bergab!
du hast ein bissel hoffnung,
und was passiert,du wirst jämmerlich in den arsch getreten!

oder besorgst es durch falschee hoffnug selbst.

:-|


...ich suche den Funken im Dunkel der Nacht
der das Feuer das einst in mir brannte wieder entfacht...  

Drohungen wirken bei mir nicht... ich war bereits in der Hölle.
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#9
Bekam eine Gänsehaut beim Lesen
Danke
Grüße Jan
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#10
Zitat:Original geschrieben von tazz

hinter der tür, welche dann aufgeht,
geht es doch meist steil bergab!
du hast ein bissel hoffnung,
und was passiert,du wirst jämmerlich in den arsch getreten!

oder besorgst es durch falschee hoffnug selbst.

:-|

hi tazz

Deine sicht der dinge.

ich hatte in meinem bisherigen leben wohl ..glück..,
wurde selten enttäuscht, gesunde portion optimismus,
keine zu grossen erwartungen, werde regelmässig
von freunden ..überrascht..

snoopy Wink

PS: vielleicht hab ich ne rosarote brille, mag sein,
aber ich fühl mich wohl wie ein fisch im wasser
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